Als Sammler und Liebhaber von Otto Reutter sucht man gerne im Internet nach Novitäten. Heute fand ich diesen Eintrag des Getty Fotoarchivs / Ullstein Bild.
(GERMANY OUT) Reutter, Otto – Saenger, Kabarettist, D*24.04.1870-03.03.1931+- in the szene opera ‚Zanzibar’in ‚American Theater‘ in Berlin, WallnerTheaterstrasseEmil Neumann, Krey, Reutter, MartinBendix jun.- Photographer: Paul Lesfe- Published in ‚Berliner Morgenpost‘ 17.01.1968- 1897
Es zeigt Otto Reutter (damals noch Pfützenreuter) bei einem seiner ersten Auftritte im Apollo Theater. Und das Getty Archiv weisst dieses Bild als lizenzpflichtig aus. Wählt man den Lizenz-Link wird man schier erschlagen von einem Vertragswerk. Transparenz ist etwas anderes. Nun sollte man meinen, hier sitzen Anwälte, welche wirklich kompetent über Bildrecht und Urheberrecht Bescheid wissen. Das kann gut möglich sein, mein Eindruck, hier werden wissentlich falsche Angaben gemacht um einen Vertrag über ein Bild zu bekommen.
Das Datum
Published in ‚Berliner Morgenpost‘ 17.01.1968- 1897
Was ist das für eine Datumsangabe? Das geht ja wohl nicht. Dieses Bild muss 1888/89 entstanden sein, da in diesem Jahr Reutter am American Theater als Statist wirkte. Nachlesen kann man das hier bei Reutters Biografie
Bildunterschrift
Leider auch hier Patzer. Es handelt sich um die Operette Zanzibar – Der Humorist Emil Neumann-Bliemchen am Fagott arbeitet mit Martin Bendix jun., Hermann Frey (und nicht Krey) und Otto Reutter, der damals als Pfützenreuter genannt werden müsste.
Bildalter und Fotograf
Das Bild ist als 127 Jahre alt. Zu diesem Zeitpunkt galt ein Schutzrecht von 1876 in Deutschland welches aussagt:
Nach dem Gesetz betreffend den Urheberrechtsschutz an Werken der Photographie vom 10. Januar 1876 beträgt die Schutzfrist für Fotos fünf Jahre.
Eine Änderung kam erst im Jahr 1907. Wenn das Bild also 1889 veröffentlicht wurde, ist es 1895 gemeinfrei geworden.
Ich bezweifle ebenso, dass das Bildarchiv wirklich das originale Foto hat, es wird eine sehr gute Reproduktion im Archiv haben, die sind jedoch gar nicht geschützt, da ihnen die schöpferische Höhe fehlt. Ein Umstand, bei denen viele Museen und Archive heftig schummeln. Es geht um reine Vermarktung. Man könnte ja sagen, Getty will eine Reproduktionsgebühr, man spricht dort aber von einer Lizenz! Die wirkliche Quelle wird nicht genannt oder bewusst verschwiegen.
Was Getty, Museen und Archive gerne hätten, wäre ein ewiges Schutzrecht für Ihre Bilder. Als Ausnahme gilt wohl nur die Einverleibung weiterer Bilder in das eigene Archiv. Das geht leider so nicht und ist vom Gesetzgeber keinesfalls gewollt.
Zum Schluss noch ein weiteres Bild mit Otto Reutter las „Schwarzer“, das ich bisher nicht kannte. Eine öffentliche Quelle ohne Stempel suche ich noch.